Routerfreiheit bei Kabelanbietern
Das gibt’s nach Ende des Routerzwangs zu beachten
Nachdem der Routerzwang ausgeschaltet wurde, können Sie nun mit einem ganz eigenen Kabelmodem im Internet surfen. Die Provider dürfen sich nicht mehr dagegen sperren, dass die Kunden andere Router verwenden wollen, als die mitgelieferte Hardware. Es gibt inzwischen unterschiedliche Verfahren, die „freien“ Router für die Nutzung mit einem bestimmten Provider zu aktivieren.
Wir klären Sie auf, worauf Sie achten müssen und welche Überraschungen Sie erwarten dürfen.
Der August ist der Monat der Routerfreiheit
Vom 01. August 2016 an steht es den Kunden der Kabelnetzbetreiber frei, einen eigenen Router für den Empfang und das Senden der Daten über das Internet zu verwenden. Die großen deutschen Anbieter haben entsprechend reagiert und bieten auf ihren Webseiten Anleitungen an, wie Sie ihren Router für den Einsatz ohne Handschellen fit machen. Darin erfahren Sie, wie Sie an Ihre Zugangsdaten gelangen können und wie Sie den Router bestmöglich konfigurieren.
Ein Provider ist übrigens der Auffassung, dass die Routerfreiheit nur für Neukunden gilt. Warten wir ab, wie man in einem halben Jahr bei Unitymedia darüber denkt.
Der Routerzwang ist weg – Passende Router jedoch Mangelware
Der Ansturm der Kunden dürfte mit Hinblick auf die Aktivierungsportale eher minimalistisch ausfallen. Es gibt nämlich noch gar nicht ausreichend Geräte auf dem Markt, die über die entsprechenden Funktionen verfügen, um mit jedem Kabelnetz verwendet zu werden. Sollten Sie auf das Gerät vom Provider verzichten wollen, dürfen Sie sich in den wenigsten Fällen über einen finanziellen Vorteil freuen, denn die freien Router sind in den meisten Fällen deutlich teurer.
Leider gibt es auch hinsichtlich der Leistung einige Nachteile. Viele Provider nehmen sich das Recht heraus, den Kunden Bonusleistungen zu gewähren, wenn sie einen hauseigenen Router mieten. Nutzen Sie ab sofort einen eigenen Router, fallen diese Privilegien weg.
Der deutsche Hersteller AVM hat pünktlich zum 1. August 2016 die FRITZ!Box 6490 Cable in den freien Handel gegeben. Bisher war das Gerät nur über einige Kabelanbieter als Zwangshardware mit teilweise veränderter Firmware erhältlich. Das Modell entspricht dem aktuellen Flaggschiff 7490, ist aber eben für den Kabelanschluss konzipiert.
Anbieter Überblick – Ohne Routerzwang gibt’s einige Änderungen
Unitymedia
Unitymedia ist der Meinung, dass die Routerfreiheit nur für Neukunden gilt. Wer also einen bestehenden Vertrag hat, darf nicht wechseln oder muss vorher kündigen und neu abschließen. Tarife, die vor 2013 abgeschlossen wurden, müssen in einen aktuellen Tarif gewechselt werden, um einen eigenen Router zu verwenden. Geschäftskunden sind davon nicht betroffen. Hier werden laut Unitymedia eigene Regeln gelten.
Alle anderen Kunden können ohne Probleme einen eigenen Kabelrouter in Betrieb nehmen. Dies funktioniert bei Unitymedia telefonisch. Sie brauchen also nur anzurufen und die CM-MAC-Adresse, sowie die Seriennummer des Gerätes durchsagen. Schließen Sie den Router danach an Ihr Netz an, wird er sofort erkannt und Sie können wieder ganz normal surfen. Nutzen Sie auch die Telefonie von Unitymedia, müssen Sie sich kurz noch in Ihren Router einloggen und die Zugangsdaten zu Ihrem Internetanschluss durchgeben. Obwohl dies recht einfach erscheint, hat Unitymedia verlauten lassen, dass man diesen Vorgang zukünftig noch einfacher gestalten möchte.
Vodafone / Kabel Deutschland
Einen großen Unterschied im Umgang mit der Routerfreiheit konnten wir zwischen Unitymedia und Vodafone / Kabel Deutschland nicht erkennen. Hier verfährt man ähnlich und besteht darauf, dass die Kunden trotz eines eigenen Routers das mitgelieferte Gerät aufbewahren und zu Wartungszwecken griffbereit halten. Nach einer Frist von 4 Wochen kann das Leihgerät jedoch gekündigt und zurückgegeben werden. Der Austausch des Standardmodems gegen eine FRITZ!Box sorgt wohl bei den Providern für einen tollen Bonus in den Kassen, denn Sie müssen dafür 29,90 Euro bezahlen. Haben Sie das Leihgerät einmal in Verwendung, kann es mit keinem anderen Vodafone Anschluss mehr verwendet werden.
Primacom / Tele Columbus
Ost- und Norddeutschland wird vor allem von Primacom und Tele Columbus mit schnellem Kabelnetz versorgt. Beide Anbieter versprechen ihren Kunden, dass die Nutzung eines freien Routers absolut ohne Probleme möglich ist. Sowohl Neukunden, als auch Bestandskunden haben die freie Wahl beim Router. Die Aktivierung ist bei beiden Providern genau wie bei Vodafone / Kabel Deutschland per Browser innerhalb weniger Minuten durchzuführen. Daten eingeben, lossurfen und telefonieren.
Doch auch hier gibt es Einschränkungen, denn sollten Sie die Option Fritzbox 6490 nutzen wollen, müssen Sie sich auf ein kostenpflichtiges Angebot einstellen. Eine zweite Telefonleitung fällt zusätzlich weg. Tele Columbus legt zu den 60 mBit/s Tarifen pauschal eine WLAN Kabelbox dazu. Auch hier sind Sie als Kunde verpflichtet, das Leihgerät so lange aufzubewahren, bis der Vertrag beendet wird. Ebenfalls wird der Leihgerät bei Updates oder Wartungen zwingend gebraucht.
Welche Vorteile hat die Nutzung eines eigenen Routers?
Es gibt natürlich einige Vorteile, die den eigenen Router für viele Menschen als besonders erstrebenswert präsentieren. Diese Vorteile haben wir hier kurz aufgelistet:
- Einstellungen können selbst festgelegt werden
- Updates können ausgeführt werden, müssen aber nicht
- Spezielle Konfigurationen sind oftmals nur mit einem individuellen Router möglich
- Arbeitet eine Hardware nicht mit einem mitgelieferten Router zusammen, kann der freie Router hier Abhilfe schaffen
Welche Nachteile hat der Einsatz eines freien Routers?
Wo Vorteile entstehen, finden sich in den meisten Situationen auch Nachteile ein. Natürlich haben wir auch die Nachteile für Sie aufbereitet:
- Wartungen können nur über den hauseigenen Router durchgeführt werden
- Spezielle Funktionen, die der Provider bietet, lassen sich nur mit dem hauseigenen Router umsetzen
- Leitungsbündelung und die zweite Telefonleitung ist nur mit dem Originalrouter möglich
- Teilweise gibt es für individuelle Router keinen Support
Die Provider zögern: Eventuell wenig Support und auf keinen Fall Updates
Natürlich helfen Ihnen die Provider im Rahmen der Möglichkeiten weiter, werden sich aber nicht auf die Eigenschaften unzähliger Geräte verschiedener Hersteller einstellen. Für Updates und Reparaturen sind Sie vollkommen selbstständig verantwortlich. Sicherheitsrelevante Lücken müssen also selbstständig geschlossen werden. Automatische Updates können zu diesem Zweck im jeweiligen Router aktiviert werden.
Zwar hatten sich die Internetprovider gegen die Routerfreiheit eingesetzt, konnten diesen Kampf jedoch nicht gewinnen. Schließt ein Kunde ein ungeeignetes Gerät an, kann es zu Störungen in der Leitung kommen. Ob eine Zertifizierung des Kabelmodems etwas bringen würde, ist derzeit noch unklar, denn die Anbieter haben die Schnittstellenbeschreibungen erst nach dem 01.August 2016 veröffentlicht.